Sehr geehrtes Modellbauteam König!
Ich habe mich heute mit einem Herrn von Modellbau König über Metallketten unterhalten und ihm u.a. mitgeteilt, dass ich Einzelgliedketten hasse und Ketten wie DS Ketten von Dragon bevorzuge. Der Herr meinte, diese neuen Ketten für den P IV wären sehr einfach zusammen zu bauen.
Irgendwie kamen wir auf die Ansicht der Ketten am Fahrzeug und DS-Ketten und er sagte mir, dass man mit diesen DS-Ketten könne den Durchhang der Kette z.B. am Panzer IV nicht realistisch darstellen könne.
Hier muss ich widersprechen, denn Panzer mit "toten" Ketten wie der Pz IV weisen beim Fahren keinen Durchhang auf, dies liegt hier am Frontantrieb. Das obere "Kettentrumm" wird zum Antriebsrad vorne gezogen, also baut sich eine Spannung auf, die die Kette ziemlich stramm hält. Negativ ist, dass sich unterhalb des Treibrades ein sog. "Kettensack" bildet, so dass es passieren kann, dass das Fahrzeug in abrupten engen Kurven die Kette wirft. Dagegen stand zur damaligen Zeit eine bessere und leichtere Instandsetzung der Bauteile durch die räumliche Trennung manchmal als Plus da; man kannte damals noch keine Powerpacks wie bei den heutigen deutschen und auch anderen westlichen Panzern, bzw. konnte diese nicht bauen. Bei Panzern der Sowjetunion, der UdSSR und den heutigen Ländern der GUS gibt es eine ganz andere Philosophie. Hier hat man genügend Panzer, um bei einem Ausfall des Antriebsstranges dieses Problem weiter hinten zu lösen, man baut also kompakt wie möglich.
Ein leichter Durchhang bei Panzern mit Frontantrieb ist nur bei Stillstand des Panzers oder bei dem Befehl des Kommandanten an dem Fahrer des Fahrzeuges: „Panzer halt!“ festzustellen. Panzer halt bedeutet, sofort mit Vollbremsung anhalten; „Panzer anhalten“ ist der Befehl zum normalen Bremsen des des Fahrzeuges bis zum Stillstand,
Bei Panzern mit Heckantrieb und "toter" Kette dagegen wird das untere Teil der Kette gezogen und oben in Richtung Leitrad geschoben (siehe Durchhang Ketten bei russischen Panzern). Vorteil dieser Konstruktion ist die Möglichkeit, Motor und Kraftübertragung als ein Bauteil zu konstruieren, obwohl dies bei manchen sowjetischen Panzern leider auch nicht zutrifft, zudem ist eine leicht bessere Kurvengängikeit festzustellen (bei vernünftigen Fahren) vorhanden.
Erst mit Erfindung und Nutzung der "lebendigen" Kette, mit Endverbindern, wird heutzutage auch im Westen der Heckantrieb genutzt, da Motor, Kraftübertragung und Lenkung in einem Powerpack realisiert sind und dieses innerhalb dinnerhalb kürzester Zeit gewechselt werden kann; trifft mit Masse auf deutsche Fahrzeuge , vielen der NATO meistens zu, aber nicht bei russischen KPz, da hier andere Prämissen, nämlich Schutz und Feuer Priorität haben. Ein Triebwerkswechsel am T-64 war mit ca. 60 Stunden veranschlagt.
Eine“ tote Kette“ bedeutet, dass die Kettenglieder einfach mit Bolzen verbunden sind; bei einer „lebende Kette“ sind die Kettenglieder unter einer Vorspannung mit den Endverbindern verbunden. Liegt diese Ketteam Boden heben sich beide Enden vom Boden ab. Vorteil dieser Kette ist eine bessere Kurvengängikeit, auch bei kleinen Radien, da sie sich besser um Antriebsrad und Leitrad schmiegt. Da bei einer "toten Kette" die Verbindungsbolzen der einzelnen Kettenglieder herausrutschen können, hatte oder hat man in Russland eine einfache, wie geniale Lösung gefunden: An der Wanne des Panzers sind schräge Metallestücke angeschweißt, die die Kettenbolzen wieder hereindrücken. Beim T-34 waren diese vor dem Antriebsrad, der Kette folgend angebracht.
Deshalb sind die deutschen KPz des Zeitraums 1934-45 und auch amerikanische KPz etc. der damaligen Zeit mit Frontantrieb ausgestattet. Erst mit dem M-24 und M-26 ging man in den USA zum Heckantrieb über.
Ich hoffe niemanden damit zu langweiligen, ich wollte nur einmal kurz darstellen, warum die Antriebe der Ketten verschieden sind. Aber, auch heute gibt es Panzer mit Frontantrieb, aber meistens oder immer mit "lebenden Ketten".
Viele Grüße
Erich Wagner